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Wie weiter?

Vor einem Jahr stand das Signal für unsere Dampflokomotive noch auf „Freie Fahrt!“, heute stehen wir vor der grossen Frage: „Wie weiter?“

Im Oktober 2006 verunfallte unsere Pacific 01 202 auf einer neu eingebauten Weiche im Dreischienenareal der RhB in Untervaz. Nachdem bei einer ersten Kontrolle keine gravierenden Schäden festgestellt wurden, entdeckten wir im vergangenen Winter bei Unterhaltsarbeiten ein beschädigtes Triebachslager.

Nach dem Ausbau der Triebachse im Frühling in der BLS-Werkstätte Spiez mussten dann äusserst gravierende Schäden an Achslager und insbesondere am Triebradsatz festgestellt werden. Neben Rissen im Achslagergehäuse und am Achslagerstellkeil, welche geschweisst werden konnten, stellten wir an der mittleren Triebachse einen Seitenschlag von mehr als 5 mm fest (wie ein Achti im Velorad). Nach Rücksprache mit den Spezialisten der Werkstätte Spiez und auch dem Bundesamt für Verkehr konnte die Lokomotive nach Reparatur der Achslager und einer Korrektur am Spur-kranz der beschädigten Achse wieder eingesetzt werden. Während der beiden Fahrten im September über den Gotthard und am Bahnhoffest in Thun verschoben sich nun aber die Bandagen auf den beiden Rädern der Triebachse.

Damit kann ein weiterer Einsatz unserer Dampflokomotive nicht mehr verantwortet werden.

Eine Reparatur im Dampflokwerk in Meiningen (D), welches glücklicherweise noch über die nötigen Einrichtungen zur Bearbeitung der grossen Triebräder verfügt, wird unumgänglich. Die Finanzierung dieser Arbeiten ist zum heutigen Zeitpunkt jedoch alles andere als gesichert.

... wie weiter?

Ende November besuchte eine Delegation des Vereins das Dampflokwerk in Meiningen (Thüringer Wald, D). Dabei wurde intensiv und offen über die zu erwartenden und nötigen Arbeiten gesprochen. Die Reparatur mit Neubandagierung der Triebachse zieht viele weitere Arbeiten mit sich, welche zum Teil zwingend, zum Teil vernünftigerweise ausgeführt werden müssen. So muss z.B., wird die Lok neu bandagiert, auch der Tender mit neuen Radreifen versehen werden. Andernfalls kann der Tender we-gen zu grossem Höhenunterschied zwischen Lok und Tender nicht mehr gekuppelt werden. Die genauen Kosten der Aufarbeitung können vom Werk Meiningen erst nach einer Zerlegung und Befundung genau bestimmt werden. Aus Erfahrung muss jedoch mit Kosten von weit über 350'000 Franken gerechnet werden. Dieser Betrag kann vom Verein aus eigener Kraft aber unmöglich aufgebracht werden. Abklärungen mit der RhB als Infrastrukturbetreiberin der Anlage in Untervaz zur Übernahme des Schadens sind längst im Gange, werden aber von der RhB in die Länge gezogen. Da durch die Aufarbeitung auch ein Mehrwert an der Lokomotive entsteht, werden die anfallenden Kosten aber auf keinen Fall vollumfänglich übernommen.

Ohne gesicherte Finanzierung können wir dem Werk Meiningen den Auftrag nicht erteilen. Ohne Reparatur kann die Pacific 01 202 aber auch nie mehr vor Dampfzügen eingesetzt werden. Bei gesicherter Finanzierung könnte die Lokomotive bereits Anfang Jahr mit Hilfe der Ulmer Eisenbahnfreunde nach Meiningen überführt und dort die nötigen Arbeiten in Angriff genommen werden. So wäre es möglich, dass die Lokomotive bereits im Sommer 2008 wieder nach Lyss zurückkehren und unter Dampf Jung und Alt begeistern kann!

Damit ist aber leider noch nicht genug der schlechten Nachrichten:
In absehbarer Zeit müssen wir den Anschluss der Weiche zur Lokremise übernehmen; das BAV verlangt per 2011 den Einbau einer Zugsicherung auch in Dampflokomotiven und auch unser Dampfkessel wird nicht jünger ...