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Die 01 202 am Dampffestival der RhB in Untervaz

Der Zufall wollte es, dass die erste und die letzte Fahrt der 01 202 in dieser Saison ins Bündnerland führte. Die dreitägige Pfingstreise mit den Ulmer Eisenbahnfreunden führte uns nach Chur, was uns die Gelegenheit gab, mit der 01 das zukünftige Festgelände im Holcim-Areal Untervaz zu befahren. Schon damals zeigte sich, dass Weichen und Kurven nicht ohne Schwierigkeiten durchfahren werden können….. Doch jetzt alles der Reihe nach.

Fahrplanmässig verliess die 01 mit dem CIWL (Burgdorf), der Emmentalerstube und dem Fourgon am Haken und ca. 100 Passagieren den Bahnhof Lyss Richtung Biel RB. Kein Auge für die herbstliche Morgenstimmung und die aufgehende Sonne hatte das Lokteam, dafür umso mehr für ein falsch gestelltes Signal, welches uns nach Biel habe geleitet hätte. Dank reflexartigem Handeln und einem kurzen Telefongespräch wurden wir schliesslich auf den richtigen Weg geleitet und aus der eingehandelten Verspätung war in Olten bereits wieder ein kleiner zeitlicher Vorsprung auf den Fahrplan geworden. Reibungslos verlief die Fahrt über Zürich-Altstätten – Thalwil – Rapperswil. Aschekasten leeren und Wasser fassen war angesagt. Auch hier kamen wir fahrplanmässig weg und erreichten Untervaz pünktlich um 14:21. Zehn Minuten später trafen auch die Ulmer mit 01 1066 ein und die bereits zahlreich anwesenden Zuschauer hatten die Gelegenheit, die beiden Kolosse nebeneinander zu bewundern. Für uns hiess es dann Kohle laden auf dem Bahnhofgelände in mitten einer unüberschaubaren Menschenmenge. Da sich kein Hydrant in der Nähe befand, musste vorerst auf das Wasserfassen verzichtet werden. Bei der Rückfahrt ins Abstellgelände der Normalspurzüge wäre es dann beim Durchfahren einer kombinierten Normal- und Schmalspurweiche beinahe zu einer Entgleisung gekommen, lief doch der Spurkranz der mittleren Triebachse auf dem Schmalspurweichenherz auf, fand dann aber glücklicherweise sofort wieder den Weg auf die Normalspur. Als dann die 01 1066 beim Vorziehen für das Zusammenstellen des Schnupperzuges mit 01 202 nach Sargans – Trübbach ebenfalls beinahe entgleiste und dabei die Weiche beschädigte, war das restliche Programm für die Grosslokomotiven ernsthaft in Frage gestellt. Die Fahrt über die Schlaufe Sargans – Trübbach verlief dann allerdings problemlos. Nach den üblichen Reinigungsarbeiten und der Vorbereitung des Feuers für die beiden Nachtheizer war Nachtessen und dank Umstellung auf Winterzeit eine wohlverdiente, verlängerte Nachtruhe im nahe gelegenen Hotel angesagt.

Gegen Sonntagmorgen verabschiedete sich der Föhn aus dem Churer Rheintal und ein hartnäckiger Bindfadenregen hielt Einzug. Nach einem weiteren missglückten Versuch am Sonntagmorgen mit der 01 202 eine kombinierte Weiche bei der Abzweigung ins Holcim-Festgelände zu durchfahren, gab es für uns nur noch eines – warten und auf eine Gelegenheit zum Wasserfassen zu hoffen. Unterdessen war auch der Eurovapor-Zug mit der 23 058 und 50 3673 eingetroffen, fern ab vom Publikum, bloss die 01 202 war für die interessierten Zuschauer noch erreichbar, das sie relativ nahe am Bahnhof Untervaz stand. So konnte wenigsten eine Grosslokomotive näher von aussen und auch auf dem Führerstand bestaunt werden. Schliesslich gab es dann doch endlich eine Gelegenheit Wasser zu fassen: Richtung Landquart wartete ein Löschfahrzeug der Feuerwehr, um uns zu versorgen. Damit war natürlich der Fahrplan für die Rückkehr nach Lyss fürs erste gestorben. Anschliessend musste nämlich unser Zug mit dem Eurovaporzug formiert werden, die 23 058 an der Zugspitze, dann die 01 202 und am Zugschluss die 50 3673. Auf dem Rangiergelände herrschte beinahe eine Dampfszenerie wie in der guten alten Zeit – leider fast ohne Publikum, da das Gelände für dieses nicht zugänglich war.

Mit einer Stunde Verspätung verabschiedete sich dann der 365 m lange und total 988 t  schwere Zug von Untervaz, um mit gewaltigen Dampfwolken westwärts in den Spätherbstabend einzutauchen. Nachdem die 23 058 mit Druckproblemen zu kämpfen und die 50 3673 einen Schieberschaden zu beklagen hatte, musste die 01 202 und damit ihr Heizer über eine weite Strecke die Hauptarbeit leisten. In Schlieren trennten sich die Züge und gegen 20:40 traf der Zug mit noch ca. 25 Minuten Verspätung in Lyss ein.

Allen Beteiligten, dem Lokteam, dem Zugteam, dem Catering-Unternehmen Bernair und auch den Organisatoren des RhB-Dampffestivals sei an dieser Stelle für den tollen Einsatz herzlich gedankt!