Archiv

Pacific 01 202 fährt auch 2010 - aber dann?

 

Während eine erfolgreiche und unfallfreie Fahrsaison zu Ende geht, brauen sich für die Zukunft des Vereins Pacific 01 202 dunkle Wolken zusammen. Der Betrieb im 2010 dürfte gesichert sein, sofern beim Unterhalt der Lok keine Überraschungen auftreten. Wie es nachher weitergeht, ist hingegen völlig offen. Die Probleme betreffen insbesondere das Depotareal in Lyss. Aber auch der Weiterbetrieb der Dampflok in der heutigen Form ist in Frage gestellt.

Seit längerem verhandelt der Verein Pacific 01 202 (VPac) mit der SBB Infrastruktur über den zukünftigen Anschluss des Depotareals am Bahnhof Lyss. Mit der geplanten Fernsteuerung des Bahnhofs Lyss müssen die Sicherungsanlagen den neuen Anforderungen angepasst werden. Da die SBB das Depotareal selber nicht mehr benötigt, muss der VPac die Kosten von rund CHF 110'000.- für den Einbezug des Depotanschlusses in die Fernsteuerung selber übernehmen.

Gemäss dem neuen Anschlussgleisvertrag, der Gegenstand der aktuellen Verhandlungen ist, hat sich der VPac in Zukunft auch mit 80% an den Kosten für den Ersatz der zum Depot führenden Weichen zu beteiligen. Bisher wurde uns versichert, dass mit einem Ersatz dieser Weichen nicht vor 2020 zu rechnen ist. Mitte Dezember wurden wir nun informiert, dass die Weichen bereits im 2012 ersetzt werden müssen. Kostenpunkt für den VPac: rund CHF 450'000.-! Diese gewaltige Summe können wir aus eigener Kraft niemals aufbringen! Damit ist der Standort Lyss ernsthaft in Frage gestellt! Eine Alternative im Grossraum Bern zu finden, dürfte kaum möglich sein, da auch andernorts Fernsteuerungsprojekte bestehen oder nicht benötigte Anlagenteile bereits abgebrochen wurden.

Als wäre dies nicht schon genug Ungemach, hat ein Sturm Schäden am Dach der Remise verursacht, die dringend repariert werden müssen. Auch hier muss mit Kosten in sechsstelliger Höhe gerechnet werden.

Allein für die Infrastruktur beim Depot Lyss muss der VPac somit in naher Zukunft rund CHF 700'000 aufwenden. Doch unsere (knappen) finanziellen Mittel sind eigentlich primär für den Erhalt der Dampflok gedacht. Bei dieser müssen in naher Zukunft die Kesselrohre ersetzt werden.

Zudem kommen möglicherweise hohe Kosten für den Einbau einer Zugsicherungs-Einrichtung auf uns zu. Seit Jahrzehnten war die zweimännige Führung von Zügen als gleichwertigen Ersatz für die fehlende Zugsicherung akzeptiert. Unsere Dampflok ist stets mit zwei Lokführern besetzt, die sich gegenseitig die Signale melden. Obwohl uns in den letzten Jahren kein Zwischenfall mit einem zweimännig geführten Zug bekannt ist, will das Bundesamt für Verkehr (BAV) diese Betriebsform ab 2011 nicht mehr zulassen und schreibt deshalb eine Mindestausrüstung mit Zugsicherung vor.

Einerseits müsste hierfür eine hohe sechsstellige Summe aufgewendet werden. Anderseits zweifeln Vertreter der Industrie daran, ob auf unserer Lok überhaupt genügend Platz für den Einbau der komplizierten Einrichtung vorhanden ist. Vertreter unserer Betriebsgruppe arbeiten deshalb mit anderen HECH-Bahnen intensiv an einer Risikoanalyse, die aufzeigen soll, dass die zweimännige Führung von Triebfahrzeugen mindestens die gleiche Sicherheit bietet wie die vom BAV verlangte Mindestausrüstung mit Zugsicherung. Das BAV wird im Lauf des Jahres 2010 zur Risikoanalyse Stellung nehmen.

Sowohl bezüglich Depotstandort wie auch Weiterbetrieb der Lok bestehen zur Zeit also erhebliche Unsicherheiten. Die Saison 2010 ist davon aber noch nicht betroffen. Bereits sind wieder einige Fahrten in Planung. Neben der jährlich stattfindenden Tagesfahrt ab Lyss sollen unter anderem auch die beliebten Lysser Dampfrundfahrten endlich wieder durchgeführt werden. Wir werden die Termine an dieser Stelle rechtzeitig bekannt geben.