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Funkstille

 

Liebe Freundinnen und Freunde der 01 202

Wenn man in den vergangenen Monaten in unsere Webseite geschaut hat, musste das Gefühl aufkommen, beim Verein Pacific stehen die Räder und vor allem die Keyboards der Verantwortlichen still. Wer aber Gelegenheit hatte ein wenig hinter die Depottore und auf die verschiedenen Arbeitspulte zu schauen, der merkte sofort, etwas musste bei diesem Arbeitsanfall zurück stehen und vernachlässigt werden, und das waren halt unsere Webseite und damit Sie, liebe 01-Fans.

Jetzt aber schön der Reihe nach:

Bereits während der Fahrt nach Winterthur (28./29. 5. 05) meldete sich mit unangenehmem Klingelton das linke Kreuzkopf-Triebstangenlager. Ganz so nebenbei hatten Urs Bösch uns seine Crew (vor allem Kurt Rebmann und Rolf Dietrich) das Lager ausgebaut und neu angefertigt, d.h. Triebstange ausbauen, Bronzelager neu drehen, Lager einpressen, Triebwerk wieder einbauen. Daneben mussten anstehende Fahrten vorbereitet werden, d.h. Trassen bestellen, Fahrpläne organisieren, Wagen bestellen, und obwohl die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Büros sehr gut funktioniert, bedeutet dies für unsern Präsidenten immer auch eine grosse Menge Schreibarbeit, die er neben seinem Beruf und seiner Familie, die er auch noch hat, erledigen muss. 

Steht an einem Wochenende eine Fahrt an, beginnt die Vorbereitungsarbeit bereits am Donnerstag. Die 01 wird schonend angeheizt, auf Hochglanz poliert und, ganz wichtig, minutiös werden alle (und es sind unzählige) Oelstellen kontrolliert und nachgefüllt, Wasser und Kohle wird gebunkert. Zwei bis drei Mann sind dabei immer auf dem Platz (nicht alle können sich jederzeit von der Berufsarbeit frei machen, oft muss Ferienzeit, Freizeit sowieso oder später zu kompensierende Arbeitszeit eingesetzt werden). Am Reisetag muss dann neben dem möglichst vollständigen Lokpersonal (davon drei Lokführer!) auch das Zugsteam anwesend sein (je nach Reisewagenzahl entsprechend Personal) und wenn durch uns im Zug verpflegt wird, sind weitere freiwillige Helferinnen und Helfer nötig, um unter der Organisation von Edith Bösch und Trudi Rebmann die hungrigen und durstigen Fahrgäste zu verwöhnen. Das alles ist courrant normal….

Praktisch nach jeder Fahrt aber meldet sich unsere „alte Dame“ noch mit irgendeinem Boboli, das dann von unserem Lokteam liebevoll gepflegt wird oder auch gepflegt werden muss, damit nicht ein grösserer Schaden entsteht – das natürlich alles so zwischendurch, wenn grad noch eine Lücke vorhanden ist oder man eben eine schafft. Das Grossereignis der Saison 2005 war unbestritten am 22./23. Oktober  die Gotthardfahrt nach Lugano / Mendrisio zusammen mit der 50 3673 und dem Nostalgie Rheinexpress der Eurovapor. Wer die Fahrt miterlebt oder den Zug unterwegs mit der Kamera verfolgt hatte, der wird das nicht so schnell vergessen. Aber schon während der Fahrt kündigte sich ein neues Problem an: das grosse Kuppelstangenlager links wurde verdächtig warm und das jeweils ausfliessende Oel zeigte deutliche Lagermetallspuren.

Also: kaum zurück im Depot Lyss hiess es, Triebwerk ausbauen, und zwar gleich auf beiden Seiten; obwohl das rechte Lager noch keine gravierende Beschädigung aufwies, aber halt auch noch aus der Plandienstzeit Ende der 60er-Jahre stammt. Diese grossen Bronze-Weissmetall-Lager mussten nun in der BLS-Werkstätte Spiez in Auftrag gegeben werden. Aber auch für diese Arbeit konnte nun nicht einfach eine Werkstattzeichnung mitgeliefert werden; denn die Ist-Masse weichen nach so langer Betriebszeit beträchtlich von den Originalmassen ab (ohne ausserhalb der zulässigen Toleranzen zu liegen), so dass Urs Bösch nicht wenige Stunden mit vergleichen, rechnen und telephonieren mit deutschen Fachleuten verbrachte.

Gleichzeitig wurde auch der Winterdienst in Angriff genommen, d.h., Kessel auswaschen, sämtliche Waschlukenpilze reinigen und mit neuen Dichtungsringen versehen, Dampfdomdeckel öffnen (damit u.a. der Kesselprüfer den Kessel von innen her auf seinen Zustand überprüfen kann), Rauchkammer und Rohrwand mit Stahlbürste reinigen ebenso die Feuerbüchse, dazu die Kontrollbohrungen der ca. 2000 Stehbolzen mit 25cm langen 3,5mm-Bohrern ausbohren (reinigen) – eine wichtige Sicherheitsmassnahme –, Feuerroststäbe werden ausgebaut und gereinigt wie auch der Aschekasten, das ganze Bremssystem wird kontrolliert und allenfalls revidiert durch unseren Bremsspezialisten u. Lokführer Kurt Rebmann, die Überhitzerrohre warten darauf ausgebaut und auf Dichtigkeit überprüft zu werden, daneben jede Menge kleine Arbeiten, unspektakuläre, aber wichtige. Dann heisst  es plötzlich: Halt! Am 13./14./15. Dezember 2005 werden in der Werkstätte Oberburg die Radreifen der Trieb- und Kuppelradsätze überdreht, d.h. neu profiliert. Jetzt ging es wieder ans Rechnen, Vergleichen, Diskutieren; denn diese 2 Meter Durchmesser aufweisenden Räder sind auch für die Spezialisten von Oberburg nicht alltäglich, aber letztlich auch kein grosses Problem. Dass neben diesen Arbeiten mit den SBB Verhandlungen über Weichenanschlüsse im Bahnhofsgelände Lyss im Zusammenhang mit einer Neuorganisation der Bahnhofsteuerung geführt werden müssen, die Depotinfrastruktur à jour gebracht werden muss, die Planung für die kommende Dampfsaison ansteht und läuft u.v.m. ansteht, das ist schon bald selbstverständlich…

So, zumindest sind Sie, liebe Gäste auf unserer Webseite, wieder etwas auf dem Laufenden und wir freuen uns, wenn wir Sie im Jahre 2006 wieder auf der einen oder andern Dampffahrt begrüssen dürfen, wenn Sie gelegentlich in Lyss vorbeischauen, oder ganz einfach diese Seite anwählen.